Preisträgerinnen: Sophie von der Tann und Katharina Willinger

Preisträgerin Sophie von der Tann
In Sophie von der Tann anerkennt die Jury eine herausragende Journalistin, die in einer Extremsituation zuverlässig erstklassige Arbeit liefert, die – gestützt auf ihre Kenntnis der Sprachen und Kulturen des Landes – den Menschen und ihren Schicksalen nahe ist, ohne dazu zu gehören, cool – aber nicht kalt. Wie es Hanns-Joachim Friedrichs für unseren Stand postulierte. Man spürt ihre Entschlossenheit, die komplexe Wirklichkeit verständlich zu erklären.
Preisträgerin Katharina Willinger
Katharina Willingers Berichtsgebiet ist ein Testgelände für Berichterstattung unter einem totalitären Regime und einer zunehmend autoritären Regierung – eine Kunst also, die in immer mehr Ländern gebraucht wird. Ihre Arbeit fällt auf durch Professionalität, Empathie und fundierte Kenntnis der Länder, aus denen sie berichtet: Iran, die Türkei und Zypern. Sie berichtet unaufgeregt und kenntnisreich im klassischen Sinn unseres Namensgebers. Ihre Reportagen beeindrucken durch Besonnenheit und kenntnisreiche Einordnungen. Willinger scheut sich nicht, undifferenzierte Bilder zurechtzurücken, gängige Klischees zu hinterfragen und die Welt auch einmal anders als durch die westliche Brille zu sehen. Dabei nimmt sie die Zuschauer mit, bleibt in einer unverschnörkelt verständlichen Sprache. Bei ihr stehen oft Menschen und Einzelschicksale im Vordergrund
Sonderpreis: Reporter ohne Grenzen

Die Welt verzeichnet zunehmend gezielte tödliche Angriffe gegen Journalisten während des Gaza-Krieges und in anderen militärischen Konflikten sowie einen immer stärkeren Druck auf die freie Berichterstattung. Und das nicht mehr nur in autoritären Staaten wie Russland oder China, sondern ebenfalls in vermeintlich demokratisch verfassten Gesellschaften. Dort gibt es zunehmend aggressive Zensurbestrebungen nebst einer immer offeneren Forderung nach Selbstzensur von Journalisten und Medien - sogar in einigen europäischen Ländern und neuerdings auch und besonders in den Vereinigten Staaten. Die konzertierten Angriffe auf die Presse- und Medienfreiheit verlangen die Stärkung von Organisationen, die sich der Verteidigung und Bewahrung dieser Freiheit verschrieben haben und tagtäglich für den Schutz von Journalist:innen und ihrer Arbeit einsetzen, oft unter großer persönlicher Gefahr. Dieses im wahren Sinn des Wortes lebenswichtige Engagement will die Jury im 30. Jahr des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises würdigen und vergibt ihn an die weltweit operierende Organisation „Reporter ohne Grenzen“.
Förderpreis: Borhan Akid

Der Förderpreis soll nach dem Willen der Jury nach Kolleginnen und Kollegen fördern, die in bereits vorliegenden Arbeiten ihre herausragende Qualitäten unter Beweis gestellt haben. Neben finanzieller Anerkennung soll er vor allem Aufmerksamkeit für junge Talente schaffen.
BORHAN AKID (WDR)
Er arbeitet als Journalist und Reporter für WDRforyou, das bekannte WDR-Online-Format mit Informationen und Orientierung für Geflüchtete und Zugewanderte in Deutschland.
Borhan Akid fiel in diesem Jahr besonders durch zwei herausragende Leistungen auf:
Er gestaltete und moderierte das Format „Danke, aber... 10 Jahre nach Merkels Versprechen“, ein einstündiges Gespräch zwischen ehemaligen Geflüchteten und Angela Merkel. Akid moderiert. Er weiß, worum es geht, ist selbst vor zehn Jahren aus Syrien nach Deutschland geflohen. Da konnte man über eine Stunde lang eine authentische Begegnung erleben zwischen Politik und den Menschen, deren Leben sie unmittelbar verändert hat. Eine Stunde, in der das Thema „Migration“ mal nicht als Problem behandelt wird.
Im selben Jahr dokumentierte Borhan Akid seine eigene Rückkehr nach Syrien, nach dem Sturz des Assad-Regimes, in dem er Filmemacher, Betroffener und Presenter gleichzeitig ist. Es gelingt ihm, dieses Dreieck uneitel und überzeugend zu zeichnen. Er versucht nicht, wenige Monate nach dem Sturz von Assad die Frage zu beantworten: Ist das jetzt gut oder wird es noch schlimmer? Akid lässt die Menschen erstmal aufatmen, reflektiert über das Exil, über seine eigenen Empfindungen zurück in der Nachbarschaft seiner Jugend. Über die zerrissene Generation der älteren Geflüchteten, die noch viel mehr in Syrien verhaftet sind und vor der Frage stehen: Gehen oder bleiben?