Eric Friedler und Christina Pohl
Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus 2008 geht an den 36jährigen Reporter und Redakteur des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Eric Friedler, der zuletzt mit seinem brisanten Dokumentarfilm "Das Schweigen der Quandts" über die dunkle, eng mit dem Nationalsozialismus verknüpfte Historie einer der einflußreichsten Wirtschaftsdynastien Deutschlands für Aufsehen sorgte. Friedler, der bereits vor fünf Jahren den Förderpreis der Jury zuerkannt bekam, erhält die Auszeichnung für seine über die Jahre zu beobachtende Unabhängigkeit und sein herausragendes Gespür bei der Wahl seiner Themen. Wenn eine Sache ihn bewegt, gibt er trotz aller Schwierigkeiten und Behinderungen seiner Recherchen, ja selbst bei Drohungen nicht auf. Im Ergebns sind sein Arbeiten stets brillant erzählende wie analysierende Darstellungen oft komplexer und brisanter Themen. Mit seinem Film "Das Schweigen der Quandts" hat er dies wieder in herausragender Weise unter Beweis gestellt. An dieser bislang unerzählten Geschichte der reichsten deutschen Industrie-Dynastie hat Friedler, zusammen mit seiner Kollegin Barbara Siebert, fünf Jahre gearbeitet. Der NDR hat den Film vor dem geplanten Ausstrahlungstermin in einer 60minütigen Fassung überraschend ins späte Abendprogramm genommen und später in voller Länge (90 Minuten) wiederholt. Auch dem Sender ist also für die Unterstützung Friedlers und seines Teams und damit des investigativen Fernsehjournalismus zu danken.
Die Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises sieht in diesem Film und auch in anderen Filmen Friedlers die Erwartungen erfüllt, die sie 2003 mit der Verleihung des Förderpreises für seine investigativen Filmbeiträge, zum Beispiel „Konvoi in den Tod“, ausgedrückt hat; darin spürt der Reporter den ungeklärten Umständen eines Massenmords an gefangenen Taliban-Kämpfern im Norden Afghanistans nach.
Auch in diesem Jahr vergibt die Jury einen Förderpreis, und zwar an die Fernsehreporterin Christina Pohl, die in der 90minütigen Dokumentation „Die Räuber“ ihre bisher eindrucksvollste Sozialreportage vorgelegt hat. In der SPIEGEL-TV-Produktion, die von VOX ausgestrahlt wurde, schildert Pohl den mehrere Monate dauernden Versuch, gewalttätige Hildesheimer Jugendliche mit Hilfe eines Theaterprojekts zu befrieden. Sie kommt den Akteuren dabei sehr nah. Die Jury sieht in der Fernseharbeit von Christina Pohl das beispielhaft leidenschaftliche Bemühen, nicht nur das Leben an den Rändern unserer Gesellschaft zu dokumentieren, sondern auch Einblicke zu liefern in die Arbeit der Menschen, die dem Herausfallen so genannter Problemjugendlicher aus der Gesellschaft entgegenwirken.
Eric Friedler ist 1971 in Sydney als Australier geboren, hat in Köln Abitur gemacht, bei amerikanischen Zeitungen volontiert (zum Beispiel im „Writer’s Program“ der New York Times). 1994 ist er für das WDR-Fernsehen tätig geworden („Morgenmagazin“ und „Aktuelle Stunde“). Er hat Features für den Südwestfunk und den WDR gedreht, war Redakteur bei „Report Mainz“. Friedler ist auch einer der Autoren eines Buches über das jüdische Sonderkommando in Auschwitz. 2002 wurde er Redakteur für Sonderprojekte beim NDR.
Christina Pohl ist 1965 in Hannoversch Münden, Niedersachsen, geboren, hat dort (und in Los Christianos/Teneriffa) die Grundschule, später zuhause das Gymnasium besucht und an der Freien Universität Berlin ein Magisterstudium in Anglistik, Spanisch und Publizistik absolviert. Nach diversen Tätigkeiten bei privaten Fernsehveranstaltern ist Pohl seit 1991 Filmautorin bei SPIEGEL-TV und hat dort zahlreiche Beiträge zu Themen vom Rand der Gesellschaft produziert.
Der mit 5000 Euro dotierte Friedrichs-Preis und der mit 2500 Euro dotierte Förderpreis werden von einem 16köpfigen Freundeskreis des 1995 verstorbenen „Tagesthemen“-Moderators alljährlich an Fernsehjournalisten vergeben, die mit herausragenden Arbeiten bewiesen haben, dass sie kreative, kritische und unabhängige Journalisten sind.