Kurzbiografie

Porträt: Gerd Ruge
Gerd Ruge

Gerd Ruge, geboren am 9. August 1928 in Hamburg, gestorben am 15. Oktober 2021

Gerd Ruge begann seine berufliche Laufbahn nach Besuch der Rundfunkschule des NWDR 1949 als Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Mit aktuellen Sendungen aller Art betraut, wurde er dann als Rundfunkreporter im Ausland eingesetzt. 1950 war Ruge der erste bundesdeutsche Journalist nach dem Krieg, dem ein Visum für Jugoslawien erteilt wurde. Während der Kriege in Korea und Indochina fiel die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in sein Aufgabengebiet, weitere Reisen führten ihn nach Südosteuropa und Amerika. 1956 ging Ruge als erste ständiger Korrespondent aus der Bundesrepublik auf drei Jahre für die ARD nach Moskau. Im Mai 1959 übertrug man Ruge dann die Leitung des ARD-Fernsehteams bei internationalen Konferenzen (u.a. Vierer-Konferenz der Außenminister in Genf und Gipfelkonferenz in Paris im Mai 1960).

Von 1961 bis 1964 war Gerd Ruge außenpolitischer Redakteur und Leiter der Abteilung "Zeitfunk" (Hörfunk und Fernsehen) beim WDR. Im Jahr 1963 hob er gemeinsam mit Klaus Bölling die ARD-Sendung "Weltspiegel" aus der Taufe. Von 1964 bis 1969 war Ruge Amerika- und Washington-Korrespondent der ARD. Im Anschluss, von 1970 bis 1973 ging er als ARD-Chefkorrespondent und Leiter des WDR-Studios nach Bonn. Anfang 1973 schied Ruge beim WDR aus und ging als Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt" nach Peking (1973-1976). Von 1976 bis 1977 war Ruge Fellow des East Asian Research Center der Harvard University/USA. 1977 wurde er ARD-Hörfunkkorrespondent in Moskau. Im Frühjahr 1981 ernannte man ihn zum WDR-Fernseh-Sonderkorrespondenten. Gerd Ruge übernahm auch die Leitung des politischen Fernsehmagazins "Monitor" und der Auslandssendung "Weltspiegel" beim WDR. Zum 1. Januar 1984 übernahm Ruge zusätzlich zur Leitung der Programmgruppe Ausland für zwei Jahre die Position des Chefredakteurs Fernsehen beim WDR. Von Januar bis Dezember 1986 war Ruge vom WDR für die Position des Executive Directors der privaten holländischen Stiftung "Alderinck Foundation for East-West Communication" beurlaubt. 1987 kehrte Ruge als Leiter des Moskauer ARD-Studios zum WDR zurück. Bewegende Reportagen und präzise Interviews, profunde Analysen und prägnante Gewichtung der politischen Ereignisse in der früheren Sowjetunion haben ihm während seiner Moskauer Zeit einmal mehr Anerkennung und Auszeichnungen eingebracht. Im August 1993 gab Gerd Ruge die Leitung des Moskauer ARD-Studios an Thomas Roth ab und ging zum 1. September 1993 in den Ruhestand. Für die ARD war Ruge weiterhin tätig. Seine Reisereportagen unter dem Reihentitel "Gerd Ruge unterwegs", die seit 1993 im Weihnachtsprogramm der ARD laufen, sind Publikumsmagneten.

Mit dem Einstieg der ARD beim Kulturkanal 3sat zum 1. Dezember 1993 moderierte Gerd Ruge außerdem (im Wechsel mit Focus-Chefredakteur Helmut Markwort) bis Juli 2001 die 3sat-Talkrunde "NeunzehnZehn".

Von Oktober 1997 bis 2001 war Gerd Ruge Leiter des Bereichs Fernsehjournalismus an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. 1999 war Ruge Präsident der Jury des "Prix International des Correspondants de Guerre".

Werke, Publikationen

"Boris Pasternak - Biographie" (1958)
"Gespräche in Moskau" (1961)
"Vergessene Kinder Europas? - Europäisches Antlitz jenseits des Eisernen Vorhangs" (1963)
"Deutschland und die Sowjetunion" (1972 zusammen mit Heinz Geyr)
"Begegnungen mit China - Eine Weltmacht im Aufbruch" (1978)
"Zwischen Washington und Moskau - Europa in der Konfrontation der Supermächte"
"Michael Gorbatschow" (1990; Biographie)
"Der Putsch. Vier Tage, die die Welt veränderten" (1991)
"Weites Land - Russische Erfahrungen, russische Perspektiven" (1996)
"Sibirisches Tagebuch" (1998)

Preise und Auszeichnungen

Adolf-Grimme-Preis in Gold 1964 (als Co-Autor der 15teiligen TV-Serie "Das dritte Reich")
Adolf-Grimme-Preis in Silber 1969 (mit dem Presse-Preis; für den Bericht über die Ermordung Robert Kennedys)
Zwei Bambis in Gold (1970 für Amerika-Berichterstattung, 1972 als beliebtester politischer Moderator)
Bundesverdienstkreuz (1972)
Goldener Gong (1991 - für den Einsatz während des Staatsstreiches)
Sonderpreis des bayerischen Ministerpräsidenten (1991 - für Berichterstattung aus der früheren Sowjetunion)
Telestar 1991
"Besondere Ehrung" zum Adolf-Grimme-Preis (1992, mit Gordian Troeller)
Goldene Kamera und Goldene Rosine (1992)
"Kulturpreis Berliner Bär" (1992)
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1992)
Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1993)
1. Preis des russischen Journalistenverbandes
1. Preis der russischen Handelskammer (1993 - für den Film "Kaputt" - Die Zerstörung der Umwelt in der SU)
"Goldene Feder" (1998)
RTL-Fernsehpreis "Goldener Löwe" (1998)
Alexandr-Men-Preis (1999)
Otto-Hahn-Friedensmedaille (1999)
Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2001