Marcel Mettelsiefen über den Preis
"Ich glaube, die Jury besteht aus erfahrenen Journalisten. Und diesmal hat sie sich – glaube ich – einiges an Recherche leisten müssen, anders kann ich mir das nicht erklären, dass ich jetzt ausgewählt wurde. Ich bin noch kein bekannter Journalist. Natürlich danke ich herzlich und bin sehr glücklich und stolz auf die Ehrung.
Der Satz von Hanns-Joachim Friedrichs ist nicht nur Motto dieses Preises, sondern wird auch immer wieder als Qualitätsmerkmal, als Maßstab für Reporter, als Inbegriff des Journalismus schlechthin zitiert.
Meine Damen und Herren, ich muss Ihnen leider etwas gestehen: ich musste mich schon oft mit einer Sache gemein machen. Ich habe in den vergangenen Jahren versucht zu verstehen und abzubilden, was in Syrien geschieht. Aber ich habe natürlich auch am Schicksal von Menschen teilgenommen und mit ihnen Erfahrungen geteilt, die ganz klar auf Seiten einer Konfliktpartei stehen – mitunter selbst Konfliktpartei sind. Einigen von ihnen verdanke ich mein Leben.
Viele unserer Kollegen wissen, dass wir Journalisten so objektiv und so unvoreingenommen wir auch berichten wollen, in einem verworrenen und blutigen Konfliktgebiet wie Syrien sonst keine Chance hätten zu berichten und heil wieder herauszukommen. Der Krieg in Syrien wird von allen Seiten dokumentiert: Handy-Videos, Social Media, Berichterstattung sogenanntes Citizen Journalist. Wenn wir einfach nur Narrative und Propaganda gegeneinander stellen wollten, um daraus unser Urteil zu ziehen, dann könnten wir das auch von hier aus erledigen. Die wirkliche Herausforderung liegt aus meiner Sicht darin, Menschen tatsächlich davon zu überzeugen, dass sie uns in ihre Welt mit hinein nehmen, in ihren Alltag blicken lassen. Der Anspruch, fair und unvoreingenommen aus Syrien zu berichten, ist der einzige Grund, die einzige Rechtfertigung, dorthin zu reisen und Risiken einzugehen. Und dennoch, wir müssen ehrlich sein. Die Zeiten, in denen ausschließlich Journalisten aus einer Position der Autorität die Wahrheit in die Wohnzimmer bringen können, sind wahrscheinlich vorbei. Es gibt eine Öffentlichkeit im Internet, die uns keine Fehler, keine Eitelkeiten, keine Bequemlichkeiten mehr durchgehen lässt.
Nun sollte das aber jetzt keine Predigt werden, insofern bedanke ich mich:
ich bedanke mich bei dem Heute Journal-Team, bei Dara Hassanzadeh, Anne Reitz, Diana Zimmermann, ich bedanke mich bei meiner Familie, bei meiner Freundin, bei all denen, die mich unterstützt haben. Meine sogenannten Dienstreisen sind nicht immer ganz ungefährlich, ich weiß. Ich bedanke mich bei Matthias Krug, dem Spiegel, bei meinem Kollegen Christoph Reuter und bei meinem Übersetzer und all denen, die mir in Syrien all das ermöglicht haben, warum ich jetzt hier stehe. Vielen Dank."