WDR

Köln

Wieder mehr Frauen-Power?

Hajo-Friedrichs-Preis ging an Maria von Welser und Petra Gerster für „Mona Lisa“ vom ZDF

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus ist am 22. Oktober in Köln an Maria von Welser und Petra Gerster für Konzeption und Moderation des ZDF-Frauenmagazins „Mona Lisa“ verliehen worden. Überreicht wurde die mit 10000 Mark dotierte Auszeichnung während einer Gala im Studio A des WDR von Ilse Friedrichs, Witwe des 1995 gestorbenen „Tagesthemen“-Moderators, zu dessen Erinnerung der Preis nun zum zweiten Mal vergeben wurde. WDR-Hörfunkdirektor Thomas Roth hatte den Fernsehpreis, der Journalisten ehrt, die mit ihrer Arbeit gezeigt haben, daß sie wie Friedrichs für kritischen und unabhängigen Journalismus stehen, 1995 als erster erhalten.

Vielleicht brauchen wir wie¬der mehr Frauen-Power!" In dieser eher vorsichtigen Forderung gipfelte die Festrede Heiner Geißlers auf Maria von Welser und Petra Gerster. Die bei¬den ZDF-Journalistinnen, die in diesem Jahr für „Hervorragendes und Vorbildliches" mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet wurden, haben - so die Jury - den Zuschauern Themen aus dem In- und Aus¬land in vorbildlicher Form näher¬gebracht.

Der CDU-Politiker Geißler be¬zeichnete sie als „Frauen von großem Format", die in Gesell¬schaft und Politik einiges für die Rechte von Frauen und Kindern erreicht hätten; als Beispiel nann¬te er die Verschärfung der Strafgesetze gegen Kindesmißhandlung, die von den Preisträgerin¬nen ebenso eindrucksvoll ge¬geißelt worden sei wie die Verge¬waltigung von Frauen im jugosla¬wischen Bürgerkrieg.

Geißler lobte die ZDF-Sendung „Mona Lisa" als „journalistisch unanfechtbar", „aufregend" und gelegentlich „provokativ". Leider habe der „Blick der Frauen" nach all den Jahren der Frauenbewe¬gung nicht viel für die Gleich¬stellung gebracht; auch nicht in den öffentlich-rechtlichen Sendern.

Der ehemalige CDU-General¬sekretär und „Querdenker" sei¬ner Partei gratulierte den „Mona ¬Lisa"-Frauen dennoch für ihr En¬gagement, das sich nicht immer an der Maxime des Mannes orientiere, der Vorbild für die Träger des Journalistenpreises sein solle, der seinen Namen trägt: Wenn Hajo Friedrichs gefordert habe: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, daß er Distanz zum Gegenstand seiner Betrachtung hält; daß er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache“, dann – so Geißler – habe „Mona Lisa“ dieses Gebot nicht befolgt; sie habe zu Recht Partei ergriffen, wenn es um die Menschenrechte von Frauen ging. Geißlers Rede endete mit der Feststellung:` „Es muß in Europa öffentlich-rechtliche Sender geben, damit Sendungen wie ‚Mona Lisa' möglich bleiben."

Zuvor hatten die Preisträgerinnen im Interview mit Friedrich Küppersbusch ihre Position als Journalistinnen deutlich ge¬macht: Sie wollen den Blickwin¬kel, aus dem Frauen Fragen der Gesellschaft, der Politik, des Alltags und der Familie betrachten, nicht besserwisserisch einbrin¬gen, sondern als eine notwendige Erweiterung der Perspektive von Journalisten.

Maria von Welser (Jg. 1946), die mit „Lust auf was Neues" demnächst die Redaktion von „Mona Lisa" verläßt, hatte ihre Laufbahn beim Bayerischen Rundfunk be¬gonnen und leitet seit April 1988 die ZDF-Redaktion. Petra Gerster (Jg. 1955) war 1985 vom „Kölner Stadt-Anzeiger" zunächst Nachrichtenredakteurin bei der „Ak¬tuellen Stunde" und wechselte 1989 als Moderatorin zu „Mona Lisa"; ihr Dank für den Hanns-Jo¬achim-Friedrichs-Preis galt aus¬schließlich Männern, darunter dem ZDF-Intendanten Dieter Stolte, der dem Frauenmagazin den markanten Namen gab, und dem WDR-Pensionär Claus Hin¬rich Casdorff, der sie als Chef der AKS „fürs Fernsehen entdeckt und mit Langmut hat moderieren lassen".

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