Süddeutsche Zeitung
Süddeutsche Zeitung - München, 24.10.1996
Ein Politikmagazin aus der Sicht von Frauen
Redaktion, Mona Lisa' erhält den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis
Heiner Geißler konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er in seiner Laudatio nun den Niedergang der Frauenbewegung beklagen - oder aber deren Überleben feiern und auf Frauen wie Petra Gerster und Maria von Welser sowie die Einführung des Quorums bei der CDU zurückführen sollte. Wie auch immer: Wenn es denn noch so etwas wie ein Bewußtsein für Frauenprobleme In dieser Republik geben sollte, dann liegt das weniger an der CDU, als an Petra Gerster und Maria von Welser. Selbst wenn beide betonen und auch mit jeder Mona Lisa-Sendung beweisen, daß sie weniger ein Frauen- denn ein Politmagazin machen - allerdings aus dem Blickwinkel von Frauen.
Die beiden Journalistinnen und mit ihnen die ganze Redaktion von Mona Lisa bekamen am Dienstag abend beim WDR in Köln vor erlauchter Kulisse den renommierten und erst zum zweiten Mal vergebenen Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Moderation und Konzept der Sendung verliehen. Der Preis wird vergeben an Journalisten, die „gezeigt haben, daß sie für kritischen und unabhängigen Journalismus stehen“. Was Petra Gerster allerdings selbstbewußt ein wenig einschränkte: Wo es um vergewaltigte Frauen oder mißhandelte Kinder gehe, werde bei Mona Lisa die kritische Distanz doch schon mal über Bord geworfen: „Es gibt gute Sachen, mit denen muß man sich einfach gemein machen“, sagte sie in Abwandlung des berühmten Friedrichs-Wortes, daß sich gute Journalisten mit keiner Sache gemein machen sollten.