Pressemitteilung 2014
Mit dem Hanns-Joachim-Friedrichspreis 2014 werden die ARD-Korrespondentin Golineh Atai und der Journalist und Fernsehautor Stephan Lamby ausgezeichnet.
Die Jury zeichnet in diesem Jahr zwei Journalisten für deren Tugenden der persönlichen Zurückhaltung, der akribischen Ernsthaftigkeit und des unbedingten Willens zur Aufklärung aus. Beide, Golineh Atai und Stephan Lamby, verdienen sich diese Auszeichnung in hohem Maße, gerade in Zeiten, in denen Journalisten zur Parteinahme gedrängt und auch verführt werden.
Golineh Atai überzeugte die Jury mit ihren ruhigen, abwägenden und keiner vordergründigen Zuspitzung verfallenden Reportagen und Interviews aus der arabischen Welt und aus dem Krisenstaat Ukraine. Ihre Berichte und Analysen vom Maidan-Platz in Kiew sind vorbildlich in ihrer sichtbaren Suche nach dem vollständigen Bild und glaubwürdig im offenen Eingeständnis, dieses Bild im Nebel der Ereignisse nicht liefern zu können. Aus der Reihe guter Auslandskorrespondenten- und Korrespondentinnen ragt sie durch ihre Fähigkeit heraus, selbst in kurzen Nachrichtenbeiträgen Argumente und Gegenargumente der Konfliktparteien verständlich zu werten. So entzieht sie die journalistische Berichterstattung dem Stimmungsdruck der Beteiligten und weist dem Zuschauer über die Vernunft den Weg zum besseren Verständnis.
Golineh Atai, 1974 in Teheran geboren, absolvierte nach dem Studium der Romanistik, der Politik- und Literaturwissenschaften sowie der Iranistik in Heidelberg und Lille ein Volontariat beim Südwestrundfunk. 2006 wurde sie als ARD-Korrespondentin für die arabische Welt nach Kairo entsandt. Sie berichtete über den Libanon-Krieg und den Darfur-/Sudan Konflikt. Nach mehreren Dokumentationen für die WDR - Sendereihen "die story" und "weltweit" arbeitet sie seit 2013 als Fernsehkorrespondentin im ARD Studio Moskau und berichtet aus der Ukraine.
Mit Stephan Lamby zeichnet die Jury einen Autoren und Produzenten aus, der sich seit Jahren - gegen alle Trends - der Konzeption und Herstellung von Fernsehfilmen höchster Qualität verschrieben hat. Seine Themen sind brisant, dazu hochaktuell. Von der politischen Alltagsberichterstattung aber unterscheiden sich seine Filme durch ihre wache, beinahe meditative Konzentration aufs Wesentliche. Keiner kennt die Protagonisten seiner Filme - Politiker, Manager, Banker - so gut wie Lamby. Man hat den Eindruck, er kenne sie besser als sie sich selbst. Seine stundenlangen Gespräche in der Vorbereitung seiner filmischen Porträts werden von Politikern eher als hilfreiche Therapiesitzungen denn als klassische Interviews empfunden. Warum sonst würden sie sich gerade ihm gegenüber in besonderer Weise offenbaren. Stephan Lamby ist ein journalistischer Profiler, der tief in die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge und die persönlichen Umstände eindringt, die das Leben von Politikern und Wirtschaftsgrößen prägen. Mit seinen Filmen öffnet er den Zuschauern die Augen. Es sind wahre Enthüllungsgeschichten, getragen von Respekt, Fairness und Distanz.
Stephan Lamby, 1959 in Bonn geboren, studierte Germanistik und Anglistik in Marburg und Hamburg. Er machte seine journalistischen Erfahrungen als freier Journalist in New York und als verantwortlicher Redakteur bei Radio 107 wie beim Fernsehmagazin der "DIE ZEIT". Seit 1997 ist er Geschäftsführer der ECO Media TV-Produktion und Autor wie Produzent zahlreicher preisgekrönter Dokumentationen und Fernsehfilme.