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FAZ - Frankfurt a. M., 12.04.2003
Drei Richtige
Ach, Bagdad: Ein Preis für Journalisten und die Folgen
Jagdszenen aus Bagdad bekommen wir noch jeden Abend zu sehen. Im Zweifel sorgen die Reporter selbst dafür, wie Christoph Maria Fröhder, der sich für den „Brennpunkt" der ARD dabei filmen ließ; wie er sich mit einem jungen Mann anlegt, der zuvor seinen Kameramann bedrohte. Der kleine Plünderer wollte sich doch partout nicht bei seinem Tun aufnehmen lassen. Die Szene mußte für die Nachwelt zweifelsohne erhalten werden - einfach gaga. Schier grenzenlos ist die peinliche Naivität, die einem in solchen Momenten nach wie vor sowohl bei der ARD mit Jörg Schönenborn als auch beim „Spezial" des ZDF mit Dietmar Ossenberg entgegenschlägt. Da wundern sich die Herren doch in der Tat, daß in Bagdad direkt nach dem Sturz des Regimes keine Ruhe einkehrt. Ausgerechnet die Vertretungen der UN, Deutschlands und Frankreichs werden ausgehoben, und kein amerikanischer Soldat tut etwas dagegen! Das ist schon ziemlich unfair.
Fair und nur zu berechtigt hingegen ist die Vergabe des diesjährigen Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises: Er geht an zwei Berichterstatter aus Bagdad, die für Aufklärung und nichts als das gesorgt haben: Antonia Rados von RTL und Ulrich Tilgner vom ZDF. Mit dem Preis für Antonia Rados verbindet sich der Eindruck, daß RTL abermals der lachende Dritte im Informationswettbewerb der großen Sender ist. Man mußte sich nur das Programm am 9. April ansehen, dem Tag, an dem der Krieg in Bagdad zu Ende ging, um die Vorteile einer weitgehend vorurteilsfreien Berichterstattung zu erkennen. Währenddessen profitiert das ZDF unverhältnismäßig stark von der uneitlen Ruhe, mit welcher der Korrespondent Tilgner seinen Job macht.
Eine andere Einzelleistung ist der Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises ebenfalls nicht entgangen: Unter anderem für seine Dokumentation „Konvoi in den Tod" (F.A.Z. vom 7. April), über den wahrscheinlichen Massenmord an gefangengenommenen Taliban im Norden Afghanistans, erhält der NDR-Redakteur Eric Friedler den Förderpreis. Friedler ist zuvor schon, in seiner SWR-Zeit bei „Report Mainz", als junger Vater Courage hervorgetreten, indem er sich an Themen wagte, die andere lieber liegenlassen. Das ist aller Preise wert.