Ein Journalistenleben

Hanns Joachim Friedrichs wurde 1927 in Hamm/Westfalen geboren. Er studierte Anglistik in Hamburg und absolvierte dann beim Berliner Telegraf ein Redaktionsvolontariat. Nach 5-jähriger Tätigkeit für die BBC in London zog er 1955 nach Köln und arbeitete als Reporter, Moderator, Kommentator und Autor beim WDR. 1964 ging Friedrichs als USA-Korrespondent nach Washington und New York. Den amerikanischen Lehrjahren folgten die Rückkehr nach Deutschland zum Heute-Journal (1969 bis 1973), zahlreiche Reportagereisen nach Saigon während des Vietnamkrieges, die Moderation des ZDF-Sportstudios (1969-1972), die Bestellung zum Sportchef des ZDF (1973-1981).

Zwischen 1981 und 1985 berichtete Friedrichs für das ZDF ein zweites Mal aus New York und gestaltete zusammen mit Dieter Kronzucker das erfolgreiche Magazin Bilder aus Amerika. Zum 1. Oktober 1985 wurde er als »Erster Moderator« der damals neu konzipierten ARD-Tagesthemen verpflichtet.

Mit leiser Kompetenz, smartem Charme und gelegentlich britischem Witz moderierte Hanns Joachim Friedrichs mehr als siebenhundertmal die abendlichen Tagesthemen des Ersten Deutschen Fernsehens – die erste Sendung 1985, die letzte 1991. Als er sich im Oktober seines sechsten Jahres auf eigenen Wunsch von den Zuschauern verabschiedete, fand sich unter den Zeitungsstimmen keine einzige, die sein Verschwinden aus dem Bild nicht als einen Verlust markiert hätte. Denn der bei seinem Tagesthemen-Finale 64-jährige Friedrichs war kein beliebig austauschbares Fernsehgesicht, sondern ein »Pate der seriösen deutschen TV-Kultur«.

Aus seinen Lehrjahren bei der Londoner BBC hatte er sich die Maxime bewahrt, dass auch die Nachricht ihre Würde habe, man sie also nicht »vertingeln«, nicht unterhaltungssüchtig trivialisieren dürfe. Doch die Tagesthemen-Präsenz, die ihn zu einer der »bekanntesten Nasen« der Republik werden ließ, war lediglich seine letzte Bühne, hinter der sich ein Journalistenleben auf drei Kontinenten abgespielt hatte.