WM 2018: Hajo Seppelt, Hanns-Joachim-Friedrichs-Preisträger 2016, wird Einreise nach Russland verweigert:
Presseerklärung durch den Verein des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises
Die Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs Preises für Fernsehjournalismus protestiert gegen das Einreiseverbot für den Friedrichs-Preisträger Hajo Seppelt. Dem Sportjournalisten und Dopingexperten haben die russischen Behörden das Visum für die Berichterstattung von der Fußball Weltmeisterschaft verweigert.
Für die Jury ist dies ein gravierender Eingriff in die Pressefreiheit. Sie fordert insbesondere den DFB und die FIFA auf, gemäß den Statuten und Verträgen für freie Berichterstattung zu sorgen und eine Rücknahme des Einreiseverbots zu erwirken.
Für Hanns Joachim Friedrichs, von 1973 bis 1981 Sportchef des ZDF, war kritische Sportberichterstattung ein besonderes Anliegen. Er mochte und förderte ein Programm, das, in seinen eigenen Worten, „nicht sportlichen Aktualitäten nachjagt, sondern Probleme aufgreift, die es im Sport schon immer gab, lange vor der ersten Doping-Enthüllung.“
Pressemeldung
Nach russischen Behördenangaben stehe Seppelt auf einer Liste „unerwünschter Personen“. Weitere Gründe zum Einreiseverbot nannte Russland nicht.Seppelt selbst sieht darin eine Reaktion auf seine Enthüllungen über den Dopingskandal während der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi.
Im Juni und Juli dieses Jahres findet die Fußballweltmeisterschaft in Russland statt. Der SWR als zuständige Rundfunkanstalt hat für die Medienvertreter der ARD die Visa zur Einreise beantragt. Auch Seppelts Visum wurde zunächst ausgestellt, nun jedoch für ungültig erklärt.
„Es ist äußerst ungewöhnlich und erreicht eine neue Dimension, dass Sportjournalisten aufgrund kritischer Berichterstattung der Zugang zu einer Sportveranstaltung durch einen Staat verweigert wird“, so Seppelt. „Und das, obwohl die Vergabe an Ausrichterländer an klare Kriterien geknüpft ist. Dazu gehört das Recht auf ungehinderten Zugang für Medienvertreter.“
Der Programmdirektor der ARD, Volker Herres, sieht Russlands Entscheidung mit Unverständnis. Das seikein Zeichen vor der Tätigkeit eines investigativen Journalisten, sondern, dass man dort bei unangenehmen Themen lieber die Augen schließe. Er hofft, dass die Entscheidung von russischer Seite noch einmal überdacht wird.
Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag Dagmar Freitag sieht jetzt die FIFA, vor allem aber auch den Deutschen Fußball-Bund in der Pflicht. Als weltweit mitgliederstärkster Verband würde seine Stimmezählen, äußerte Freitag in den ARD-Tagesthemen.
DFB-Chef Grindel sieht jedoch die Handhabe ausschließlich bei der FIFA. Diese habe betont, welchen hohen Stellenwert die Pressefreiheit für sie hat. „Ich habe volles Vertrauen, dass die FIFA jetzt ihren Einfluss geltend macht, damit Herr Seppelt ungehindert aus Russland berichten kann", sagte Reinhard Grindel gegenüber der DPA.
Zudem mehren sich nun die Forderungen aus Politik und Gesellschaft, dass die Bundesregierung, insbesondere der Außenminister Heiko Maas, die Einreise Seppelts erwirken soll. Das Auswärtige Amt teilte derweil mit: es habe mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen und dränge auf unverzügliche Klärung.
Inzwischen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel von Russland ein Visum für Seppelt während der WM gefordert. Das ursprüngliche Visum für ungültig zu erklären, halte die Regierung „für falsch“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Für Hajo Seppelt selbst hat diese Entwicklung eine neue Dimension erreicht. „Es kam –ehrlicherweise – überraschend“, sagte Seppelt gegenüber dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis.
Hajo Seppelt wurde 2016 für seine Doping-Recherchen, unter anderem für den Film „Geheimsache Doping“ (WDR), mit dem Hanns-Joachim-Friedrichspreis ausgezeichnet.