Gabi Bauer, Maybrit Illner und Sandra Maischberger

v.l.: Mybrit Illner, Gabi Bauer, Sandra Maischberger
Die Preisträgerinnen v.l.: Maybrit Illner, Gabi Bauer und Sandra Maischberger.

Mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus werden in diesem Jahr drei Frauen ausgezeichnet, die im deutschen Fernsehen - jede auf ihre Weise - gezeigt haben, daß sie kreative, kritische und unabhängige Journalistinnen sind: Gabi Bauer, Maybritt Illner und Sandra Maischberger. Einen Förderpreis hat die Jury in die-sem Jahr nicht vergeben. Der Preis ist mit je 5000 Mark dotiert.

Gabi Bauer moderiert im Wechsel mit Ulrich Wickert die ARD-"Tagesthemen", Maybrit Illner im ZDF die politische Talkshow "Berlin Mitte" und Sandra Maischberger in dem privaten Spartensender n-tv eine nach ihr benannte tägliche Interview-Sendung.

Gabi Bauer hat es, nach Ansicht der Jury, als Nachfolgerin von Sabine Christiansen verstanden, das Tagesgeschehen auf ihre natürliche und zugleich professionelle Art anschaulich zu machen, ohne dabei ins "Infotainment" abzugleiten. Sie zeigt Sachverstand und gründliche Vorbereitung, ihre Sprache ist unpathetisch, doch präzise, und in ihren Interviews stellt sie ebenso verbindliche wie unerschrockene Fragen. So hat sie sich schnell die in ihrer Position auf dem Bildschirm unerläßliche Glaubwürdigkeit erworben. Zu einem guten Journalisten gehören für sie "Neugier und Zweifel, Unabhängigkeit und Respekt".

Maybrit Illner ist es gelungen, in relativ kurzer Zeit einem herkömmlichen Polit-Talkshow-Format neue Attraktivität zu verleihen. Sie kann kenntnisreich fragen, intensiv zuhören, aber auch spontan intervenieren, wo das angebracht und dem Verständnis des diskutierten Themas dienlich ist. Ihr selbstgestecktes Ziel, "zu zeigen, daß ein Gespräch nicht in rhetorischen Rüpeleien enden muß, in denen es jedem nur darum geht, recht zu haben", gelingt ihr - zum Nutzen des Zuschauers - häufiger als anderen.

Sandra Maischberger hat, nach Fehlstarts und Mißerfolgen bei Sat 1 und RTL, keine Kompromisse gemacht, sondern in einer (von Friedrich Küppersbusch produzierten) täglichen Sendung bei n-tv zu ihrer ursprünglichen Form als Interviewerin zurückgefunden. Bei politischen Gesprächspartnern erweist sie sich als kompetent, versteht es aber auch, in ihren Gesprächen die Persönlichkeit ihrer Interviewpartner ohne Indiskretionen und ohne die anderswo so beliebten Tabu-Brüche darzustellen.

Gabi Bauer, geboren 1962 in Celle, hat nach dem Studium (Hauptfächer Anglistik und Romanistik) ihre journalistische Ausbildung beim privatenb Rundfunksender "radio ffn" in Niedersachsen begonnen, hat dann (ab 1992) für den NDR-Hörfunk als Redakteurin und Moderatorin gearbeitet und ist 1995 zum NDR-Fernsehen und zu ARD-aktuell gekommen; die "Tagesthemen" moderiert sie seit September 1997. - Maybritt Illner, geboren 1965 im damaligen Ostberlin, hat ihr Handwerk zwischen 1984 und 1989 am "Roten Kloster", der DDR-Journalistenschule bei Leipzig, gelernt, für das DDR-Fernsehen Sportberichte und ein Reise-Journal gemacht und hat zur Wendezeit den politischen Journalismus für sich entdeckt. Zum ZDF kam sie über den Ostdeutschen Rundfunk ORB 1992 und hat dort sieben Jahre lang das "ZDF-Morgenmagazin" moderiert und dann bis1999, dem Beginn von "Berlin Mitte", auch geleitet. - Sandra Maischberger, Jahrgang 1967, hat schon mit 22 Jahren "Live aus dem Schlachthof" (beim BR-Fernsehen) moderiert, war Partnerin von Erich Böhme bei "Talk im Turm" in Sat 1, Nachfolgerin von Roger Willemsen in "0137" beim Pay-TV-Sender Premiere, moderierte "Greenpeace-TV" bei RTL und "Freitag Nacht" bei Spiegel TV und brach dann ein Jahr lang alle Brücken zum Fernsehen ab. "Maischberger" bei n-tv begann im Januar 2000.

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus wird von einem Freundeskreis des 1995 verstorbenen "Tagesthemen"-Moderators alljährlich an Moderatoren, Reporter und Redakteure vergeben, die mit ihrer Arbeit Herausragendes geleistet und gezeigt haben, daß sie für krititischen und unabhängigen Journalismus stehen. Bessere Chancen für Frauen im Medium Fernsehen sind immer ein besonderes Anliegen von Hanns Joachim Friedrichs gewesen.