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Spiegel online - Hamburg, 27.03.2009

Auszeichnung für umstrittenen ZDF-Chefredakteur

Das nennt man Win-win-Situation: ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, zuletzt stark umkämpft, wird mit dem Hanns-Joachim Friedrichs-Preis ausgezeichnet - und die noch junge Auszeichnung schärft ihr Profil.

ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender bekommt in diesem Jahr den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus. Die Jury zeichnet Brender für seine "vorbildhafte, journalistische Haltung" aus. Brender stehe für Qualität und Unabhängigkeit und setze sie auch gegen Widerstände durch.

Er sei nur seiner journalistischen Aufgabe verpflichtet und lasse sich von niemandem vereinnahmen. "Er hält Distanz und macht sich nicht gemein, ganz im Sinne des ehemaligen "Tagesthemen"-Moderators Hanns-Joachim Friedrichs", lautet die Begründung der Jury.

Eine clevere Entscheidung: Die Auszeichnung ist eine klare Stellungnahme zugunsten Brenders, aber sie nutzt auch dem vergleichsweise jungen Preis, dem so, kurz nach der Bekanntgabe der Grimme-Preisträger, Aufmerksamkeit gewiss ist. Sein Profil als Auszeichnung für engagierte Fernsehmacher kann er so weiter schärfen.

Denn um den 60-jährigen Brender hatte es zuletzt Streit gegeben. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte öffentlich Brenders Arbeit kritisierte und sich gegen eine Vertragsverlängerung im nächsten Jahr ausgesprochen. Darüber sollte Ende dieser Woche der ZDF-Verwaltungsrat bestimmen. Diese Entscheidung wurde jedoch verschoben.

Zu den prominenten Fernsehjournalisten, die in den vergangenen Jahren mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet wurden, gehören unter anderen Anne Will und Frank Plasberg.

Der Preis wird von einem Verein verliehen, dessen derzeitiger Vorsitzender Thomas Roth ist, aktuell Leiter des ARD-Büros in New York - und 1995 erster Träger des Hanns-Joachim-Friedrich-Preises.