Kurzbiografie

Porträt: Dr. Claus Richer
Dr. Claus Richer. [Quelle: unterhoert-filmfest.de]

Horst Königstein, geboren am 26.07.1945 in Bremen, gestorben am 12. Mai 2013 in Hamburg
deutscher Redakteur, Autor und Regisseur; Prof. Dr. phil.
Redakteur; auch Herausgeber; Publizist, Autor, Essayist; Regisseur

Herkunft
Horst Königstein wurde am 26. Juli 1945 in Bremen geboren und wuchs dort als Einzelkind auf. Sein Vater war ursprünglich kaufmännischer Angestellter, arbeitete dann auf einer Werft und führte schließlich mit seiner Frau einen Lebensmittelladen in Bremen.

Ausbildung
Der früh für die Welt des Kinos begeisterte Schüler K. schrieb Filmkritiken für die Schülerzeitung, jobbte als Platzanweiser und war während des Studiums an der Pädagogischen Hochschule in Bremen (1965-1967) freier Mitarbeiter der Zeitschrift "Film" und von Radio Bremen (Hörfunk). Nach dem Examen in Bremen studierte er in Hamburg Soziologie. 1975 promovierte K. zum Dr. phil. mit der Dissertation "Bausteine einer emanzipatorischen Medienpädagogik".

Wirkung
Die Berufstätigkeit begann K. ab 1968 im Bereich Fernsehen bei Radio Bremen und machte in diesem Jahr zum Thema Horrorfilm seinen ersten kurzen Beitrag für die Reihe "Hinter der Leinwand". 1970 wechselte er als Redakteur zum Norddeutschen Rundfunk in Hamburg und betreute dort in der Redaktion "Weiterbildung" Sendereihen für Jugendliche ("Sympathy for the Devil"), ferner Reihen über Kommunikationsforschung und Alltagsgeschichten. Er förderte in besonderem Maße den Dokumentarfilm und den historischen Recherchefilm, darunter auch Projekte von Klaus Wildenhahn. Ab 1982 betreute K. Produktionen für das "Familienprogramm" und entwickelte mit Heinrich Breloer eine dokumentarisch-szenische Mischform, die in Fernsehspielen wie "Das Beil von Wandsbek" nach Arnold Zweigs Roman "Die Staatskanzlei" oder in "Die Manns" ihren Niederschlag fand. Nebenbei wurde er ab 1972 als Gastdozent an verschiedenen Hochschulen tätig und fand noch Zeit, Texte für Udo Lindenberg, Peter Gabriel oder Tom Robinson zu schreiben.

In den 80er Jahren arbeitete K. neben seinen redaktionellen Verpflichtungen zunehmend als Autor und Regisseur und wurde für seine, die Alltagsgeschichte der Deutschen im 20. Jahrhundert auslotenden, Geschichten mit diversen internationalen Preisen bedacht. Sein Wirklichkeitsinteresse dehnte sich auch auf die Träume der Menschen und die Stars, die sie widerspiegeln, aus. So schrieb er u. a. "Der Tag, an dem Elvis nach Bremerhaven kam", inszenierte dann mit "Haus Vaterland" eine Revue aus der Nazizeit und das Stück "Besuch bei Joan" über die alternde Joan Crawford, die Auskunft über die Kunstfigur gibt, die sie in Hollywood zu sein hatte. Mit Wolfgang Menge realisierte K. das Großprojekt "Reichshauptstadt privat" über das Alltagsleben in Berlin im Dritten Reich.

Eine seiner Lieblingsproduktionen wurde "Gütt – Ein Journalist", ein Film über den Niedergang des deutschen Journalismus. Mit dem DDR-Schauspieler Rolf Hoppe in der Hauptrolle machte er das 1990 gezeigte Fernsehessay "Kohl. Ein deutscher Politiker". Ein "schillerndes Kapitel deutsch-deutscher Zeitgeschichte" inszenierte er nach Ansicht des Hamburger Abendblatts (8.11.1995) mit der Politsatire "Dicke Freunde" über die Verbindungen zwischen dem CSUVorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, dem Fleischgroßhändler Josef März und dem Devisenbeschaffer der DDR, Alexander Schalck-Golodkowski. Stets attestierte die Kritik dem engagierten Filmemacher, dass seine Arbeiten keine "Tribunale" waren, sondern "visuelle Testamente von Lebensläufen", und er zwar keine hohe Einschaltquoten garantierte, aber den "Untiefen zeitgenössischer Alltagskultur" filmische Denkmäler zu setzen wusste (Hbg. Abl., 24.12.1994).

1989 wurde K. Redakteur für Sonderprojekte im Bereich Fernsehspiel/Unterhaltung/Serien des NDR und betreute seither in dieser Eigenschaft u. a. alle Dokudramen von Breloer und Claus Strobel. 1991 übernahm er zudem eine Professur für den Bereich "Fernsehen" an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Als Kinoregisseur debütierte K. 1990 mit dem Film "Hard Days, Hard Nights", in dem er eine englische Popgruppe aus Liverpool ins St. Pauli der deutschen Nachkriegszeit aufbrechen lässt.

Dass K. mit Heinrich Breloer eines der kreativsten Duos bundesdeutscher Fernsehgeschichte wurde, bewies nach übereinstimmender Kritikermeinung einmal mehr der zu Jahresende 2001 gezeigte ARD-Mehrteiler "Die Manns" über die Großfamilie des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Nach jahrzehntelanger Vorarbeit hatte K. mit dem Regisseur das Drehbuch zu dem hoch gelobten Breloer-Dreiteiler verfasst und wurde für seine Leistung mit einem der insgesamt neun an "Die Manns" vergebenen Grimme-Preise ausgezeichnet.

Werke
Arbeiten als Autor und Regisseur u. a.: "Der Tag, an dem Elvis nach Bremerhaven kam" (79), "Das Beil von Wandsbek" (82), "Du bist meine Mutter" (83), "Haus Vaterland" (83; 3 Teile), "Treffpunkt im Unendlichen" (84), "Die Geldverleiherin" (85), "Besuch bei Joan" (85), "Reichshauptstadt privat" (87; 2 Teile), "2000 Hamburg 2000" (89), "Die Staatskanzlei" (89), "Hard Days, Hard Nights" (90), "Kohl. Ein deutscher Politiker" (90), "Saddam. Einübung in ein Tribunal" (91), "Kollege Otto" (91), "Gütt - Ein Journalist" (91), "Hamburger Gift" (92), "Der Mann im
schwarzen Mantel" (94), "Dicke Freunde" (95), "Todesspiel" (97; 2 Teile), "Jud Süß - Ein Film als Verbrechen?" (01), "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" (01; 3 Teile). Theater u. a.: "Nächte mit Joan" (96; Hamburg), "Elixier" (98; Leipzig), Millers "Mr. Peter's Connections" (00; Hamburg), Grass' "Mein Jahrhundert" (00; UA, Hamburg).
6. Dezember 2003 (MA-Journal) - NDR: "Verkauftes Land". Fernsehspiel (Doku-Drama) über die Zeit der Treuhand.
Preise/Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.:
Kurt-Magnus-Preis (69), mehrere Grimme-Preise und Besondere Ehrung des Adolf-Grimme-Preises (93), Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste (91), Bayerischer Kulturpreis (91), Goldener
Gong (91), DAG-Preis in Gold (93), Adolf-Grimme-Preis in Gold (02), Bayerischer Fernsehpreis-Sonderpreis (02).

Quelle: Munzinger-Archiv