Funk-Korrespondenz

Funk-Korrespondenz - Bonn, 27.03.1997

Hajo-Friedrichs-Preis für Christoph Maria Fröhder

Der freie Fernsehjournalist Christoph Maria Fröhder erhält in diesem Jahr den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus.

Der in Erinnerung an den am 28. März 1995 gestorbenen Fernsehjournalisten und langjährigen „Tagesthemen"-Moderator Hans Joachim-Friedrichs von einem unabhängigen Freundeskreis gestiftete Preis wird jedes Jahr an Redakteure, Reporter und Moderatoren vergeben, die durch ihre Arbeit gezeigt haben, daß sie „kreative, kritische und parteiunabhängige Journalisten" sind. Die mit 10 000 DM dotierte Auszeichnung soll diejenigen Fernsehmacher stärken, die- wie Friedrich es tat - dafür sorgen, daß ,Journalismus keine Ware wird wie jede andere". Das erklärte am 15. März in Hamburg Ulrich Wickert (ARD-Tagesthemen") für die Jury des Freundeskreises.

Mit Christoph Maria Fröhder werde ein TV-Journalist geehrt, der den Charakter einer immer seltener werdenden Spezies von unabhängigen Reportern verkörpere, wertete die Jury, in deren Begründung es weiter heißt: „Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht stets der Blick auf den Menschen, sei es als Opfer oder als Täter. Dafür sprechen seine ersten Reportagen von den Studentenunruhen an der Frankfurter Universität 1968, seine Auslandseinsätze in Biafra, Vietnam und Kambodscha. Später reiste Fröhder wahrend des Golfkriegs in den Irak, wo er als einziger europäischer Journalist für die ARD berichtete, und auf den Balkan, wo er für das ZDF den Bruch des von der UNO verhängten Waffenembargos in Rest Jugoslawien recherchierte und von Serben verhaftet und mißhandelt wurde. Mit gleichem Engagement widmet er sich innenpolitischen Themen, der Korruption in der Atomindustrie (Der Fall Transnuklear), deutschen Rüstungsexporten ('Tod für die Welt'), dem Verschwinden des ersten Präsidenten des Verfassungsschurzes ('Der Fall Otto John') etc.."

Zweite Auszeichnung in einem Monat

Auszeichnungswürdig sei, so die Jury weiter, die Haltung des Reporters Fröhder, der hei seiner Arbeit „nicht die Sensation" suche, sondern sich bemühe, „politische oder wirtschaftliche Hintergründe" aufzuklären. Erst Anfang März war Fröhder mit dem Kritikerpreis 1996 für Fernsehen vom Verband der Deutschen Kritiker ausgezeichnet worden: Er gelte „als Markenzeichen für kritischen Journalismus in der ARD" hatte die Jury unter anderem befunden (vgl. FK 10/97).

Der Hanns Joachim-Friedrichs-Preis war erstmals 1995 an Thomas Roth (WDR) vergeben worden und im letzten Jahr an die ZDF-Moderatorinnen Petra Gerster und Maria von Welser vom Frauenjournal „ML - Mona Lisa". Zum Freundes- und Jurykreis, der auch die Preissumme zur Verfügung stellt, gehören folgende Mitglieder: Klaus Bresser, Manfred Bissinger, Jürgen Flimm, Gerhard Krug, Jürgen Leinemann, llsa Madaus-Friedrichs, Susanne OtTersbach, Fritz Pleitgen, Cordt Schnibben, Hermann Schreiber, Birgit Schwarz, Volker Skierka, Katharina Trebitsch, Harry Valerien sowie Ulrich Wickert.