Express

Express - Köln, 21.10.1995

Hajo Friedrichs:
Auf dem Sterbebett Preisträger gekürt


Von CHRISTOF ERNST

Hajo Friedrichs hatte noch zehn Tage zu leben. Es war der 18. März dieses Jahres. „Mr. Tagesthemen" Ulrich WIckert trat an das Bett seines todkranken Freundes und fragte Ihn. Wer soll den Preis bekommen? Friedrichs sagte spontan:" Thomes Roth". Damit stand mit dem früheren Moskau-Korrespondenten der ARD und jetzigen WDR-Hörfunkdirektor Roth der erste Träger des „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises" fest.

Wenige Tage vorher hatten Freunde des krebskranken Friedrichs - unter Ihnen WDR-Intendant Fritz Pleitgen, ZDFChefredakteur Klaus Bresser und Ex-Sportstudio-Moderator Harry Valerien - die Idee zu dem Preis und gründeten einen Verein, dem auch FrIedrichs' Ehefrau Ilse angehört.

Ulrich Wickert erinnerte sich gestern: „Als wir ihm die Urkunde zeigten, die Roth am Sonntag erhält, hatte Hajo Tränen in den Augen." Zu seinem Kollegen sagte Friedrichs: „Das ist die größte Emotion in meinem Leben."

Da der Preis, wie Fritz Pleitgen sagte, an „mutige, kompetente und unabhängige Fernseh-Journalisten" gehen soll, konnte Friedrichs kaum einen Besseren küren: Roth war vor seinem Chef-Job einer der besten TV-Korrespondenten. Eindringlich seine Reportagen von den beiden Putsch-Versuchen in Moskau.

Vergessen hat Thomas Roth diese Zeit nicht Den Preis In Höhe von 10 000 Mark stiftet er zur Hälfte einem Waisenhaus in Moskau. Die anderen 5000 Mark gehen „an die „Rory-Peck-Stiftung". Mit dem nordirischen Kameramann Peck hatte Roth während seiner Moskauer Zeit intensiv zusammengearbeitet. Rory Peck wurde am 3.Oktober von aufständischen Russen in Moskau erschossen.

Die Preisverleihung wird vom III. Programm des WDR am Sonntag von 12Uhr bis 12.45Uhr live übertragen. Abends bringt die ARD eine 15minütige Zusammenfassung (23.15Uhr).